Die Werft

Heinrich Brandenburg

Werft Heinrich Brandenburg 1880
1880

Die Werft der Firma Heinrich Brandenburg gehörte zu den ältesten Hamburger Werften. Sie lag auf Steinwärder im Hamburger Freihafengebiet. Die Anlagen waren zunächst nur für den Holzschiffbau ausgelegt. 1873 wurde die Firma Sauber Gebr. Teilhaberin. Die Werft wurde erheblich ausgebaut. Auch die kaufmännische Leitung ging in die Hände der Reederei Sauber Gebr. über. Ihr gehörten 50 Prozent der Firma Heinrich Brandenburg.

An drei Seiten war die Werftanlage von Wasser umgeben; die Nordseite bildete die Elbe, die Ostseite der Fährkanal und die Südseite der Nordersandfleth. Während die Südseite nur genügend Wassertiefe für Flussfahrzeuge bot, konnten die West- und Nordseite von großen Seeschiffen belegt werden. Das Areal des Werftplatzes umfasste 14 000 m², die Länge der drei Wasserfronten 350 m.

1890 wurde das an der Elbseite gelegene Schwimmdock mit einer Gesamtlänge von 90 m und einer Breite von 25 m bei 3600 t Tragfähigkeit in Betrieb genommen. Die wachsenden Anforderungen veranlassten die Werft schon bald zum Neubau zwei weiterer Dockabteilungen von 50 m Länge und 3000 t Tragfähigkeit, sodass nunmehr eine Gesamtlänge von 140 m mit einer Tragfähigkeit von 6600 t zur Verfügung stand.

Heinrich Brandenburg reparierte und baute: Arbeitsschiffe für die HADAG, Dampfbarkassen, Dampfschlepper, Feuerschiffe, Fischdampfer, Getreideheber, Kohlenheber, Personendampfer, Schuten, Seeschiffe, Wasserschutzdampfer und Zolldampfer. Heinrich Brandenburg war auch eine Maschinenfabrik und Kesselschmiede.

1897 wurde die Werft Heinrich Brandenburg in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Emma Sauber wurde persönlich haftende Gesellschafterin.

1907
1907
© Bildarchiv Hamburger Kunsthalle
© Bildarchiv Hamburger Kunsthalle

1908

 

Das Ausstanzen der Nietlöcher

1898 starb Heinrich Brandenburg (Sohn des Firmengründers) nachdem er sich schon einige Jahre aus dem Geschäft zurückgezogen hatte. Johann Rieck und Konrad Engel wurden persönlich haftende Gesellschafter der Werft. Konrad Engel war mit Helene, der ältesten Tochter Hermann Saubers, verheiratet. 1903 wurde auch Herman J. M. Sauber persönlich haftender Gesellschafter der Werft Heinrich Brandenburg.

Schwimmdock der Werft Heinrich Brandenburg auf Steinwärder
1910 Schwimmdock der Werft Heinrich Brandenburg auf Steinwärder
Werft heirich Brandenburg 1912
1912

Zuletzt beschäftigte die Werft 450 bis 600 Arbeiter und Angestellte; zu Spitzenzeiten auch mal 900. Erhebliche Investitionen wurden 1912 nötig, um die Werft gründlich zu modernisieren. Das erforderliche Kapital wurde von den Gesellschaftern letztlich nicht aufgebracht. Heinrich Brandenburg wurde an die Reiherstiegwerft verkauft, nachdem sich langwierige Fusionsverhandlungen mit der benachbarten Stülckenwerft zerschlagen hatten. 1928 gingen die Anlagen an die Deutsche Werft über und wurden als Werk III weitergeführt. Seit Mitte der 1980er Jahre liegt das Gelände brach.

Sauber Gebr.

Die Kohlenreederei hatte in ihrer Hochzeit um 1939 lediglich 75 Mitarbeiter. Die Werft Heinrich Brandenburg war deutlich stärker aufgestellt.

In seiner Rede zum 100-jährigen Jubiläum am 6. Juli 1939 gestand Herman Sauber freimütig ein, dass er falsch gehandelt habe, als er die Fusion der Werft Heinrich Brandenburg mit der benachbarten Stülckenwerft wegen einer Personalfrage scheitern ließ. Der Grund war: Cäsar Stülcken weigerte sich strikt, den Mitinhaber John Rieck, in die Leitung der Firma Brandenburg & Stülcken aufzunehmen. Zitat Sauber: "Die Fusion zwischen Stücken und Brandenburg wäre ein großes Werk gewesen und sie hätte der Firma Sauber Gebr. bis heute genützt. Die Entscheidung lag ganz bei mir und ich habe es damals verkehrt gemacht. Ich musste dann die Werft Heinrich Brandenburg an die Reiherstieg-Schiffswerft verkaufen, nur wegen dieser lausigen Personenfrage."

 

 

 

Stülckenwerft um 1960
Stülckenwerft um 1960

Auch die Stülckenwerft ging in den 60er Jahren pleite.

 

 

 

Reiherstiegwerft um 1865. Fotografie von Carl Höge
Reiherstiegwerft um 1865. Fotografie von Carl Höge

Die Reiherstiegwerft wurde 1983 völlig stillgelegt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Kommanditist Konrad Engel

In der Feldbrunnenstraße 46 hat Konrad Engel bis zu seinem Tode im November 1914 gelebt. Seine Witwe Helene Engel ist noch bis 1916 hier gemeldet, obwohl im Hamburger Adressbuch ihr eigentlicher Wohnsitz bis 1925 mit Hohenfelder Allee 20 angegeben wird. Auch ihre Schwester Martha ist unter dieser Adresse eingetragen.

 

Konrad Engel hat sich ein Familienwappen zugelegt, das bis heute auch den pompösen Grabstein auf dem Ohlsdorfer Friedhof ziert.

Vor den großen Feldsteinen liegen etliche Grabplatten, auch eine für seine Gattin Helene Engel, geb. Sauber und ihn.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Konrad Max Wilhelm Engel

*26.09.1858;  † 03.11.1914

 

Grablage P 20 / 167-176

 

 

 

 

 

 

  

 

 

Helene Engel, geb. Sauber

*17.10.1868;  † 26.05.1949

 

Im Mai 1939 bei der Probefahrt der "Emily Sauber" im Hamburger Hafen.

Ihr Gatte Konrad war da schon 25 Jahre tot.

 

 

 

 

 

 

 

 

1924 ist Helene Engel als Witwe in die Goernestraße 47 gezogen. Ihre Mutter Emma Sauber wohnte dort. Tochter Martha betrieb hier ihre Windhundezucht (Whippets), war aber nicht gemeldet.

Die Doppelhaus-Villa gehörte den Saubers. Die Nummer 45 vermieteten sie an Ernst A. F. Commentz. Die Familien Sauber und Commentz waren schon lange gut miteinander bekannt. Schon der Vater Ernst J. F. Commentz war Mitinhaber und Prokurist bei Sauber Gebr. Nach dessen Tod trat sein Sohn in die Firma ein.

Im Todesjahr von Emma Sauber, 1928, wurde diese Adresse von der Familie Sauber aufgegeben.